Ein munteres Irrenhaus
- hohberger.bühnen

- 11. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Nov.
Die hohberger.bühnen begeisterten ihr Publikum in Diersburg mit dem Lustspiel Pension Schöller – und das an drei Abenden vor ausverkauftem Haus
Bericht von Frank Hansmann im Offenburger Tageblatt vom 11.11.2025

Von Frank Hansmann
Hohberg-Diersburg. Pension oder Irrenhaus? Diese Frage beschäftigte das Publikum in den drei restlos ausverkauften Vorstellungen der Komödie „Pension Schöller“ von Freitag bis Sonntag in der Diersburger Gemeindehalle. Wer Glück hatte, konnte in den Tagen vor den Vorstellungen noch eine Eintrittskarte für eine der Vorstellungen erhaschen. Das Gros der Karten war längst vergriffen. Mit den perfekt inszenierten Theatervorführungen hatten die Aktiven der Hohberger Bühnen in den Vorjahren so viele Anhänger gefunden, dass das Rühren der sprichwörtlichen Werbetrommel nicht nötig gewesen war. Bereits zum Start des Kartenvorverkaufs hatte sich riesiges Interesse eingestellt.
Reichlich Spielfreude
Mit reichlich Spielfreude belohnten die 19 Bühnendarsteller ihr Publikum mit einer quicklebendigen Vorstellung. Die Laienschauspieler verkörperten die ihnen übertragenen Rollen geradezu perfekt. Regisseurin Regina Heilig und Produktionsleiter Michael Delakowitz bewiesen ein gutes Händchen bei der Rollenvergabe. Die Rollen der Hauptdarsteller schienen Herbert Kimmig (als Investor Philipp Lenzmayer) ebenso auf den Leib geschrieben zu sein wie dem mit 50 Jahren Bühnenerfahrung erprobten Charly Dworog in seiner Rolle als Major Kloss. Einmal mehr trug seine Mimik und Gestik zum Gelingen seines von militärischem Befehlston bestimmten Auftritts bei. Als überaus schwierig gestaltete sich der Dialog von Reimund Hammer. Als Bruder der Pensionsinhaberin Adele Schöller (Alina Isenmann) träumte er als Leo Schöller stets von einer Schauspielerkarriere. Die Handlung des 1890 vom Autorenduo Wilhelm Jacoby und Carl Lauf geschriebenen Lustspiels schrieb ihm jedoch einen Sprachfehler zu. Die Aussprache des Buchstabens L war ihm verwehrt. So wurde aus einer tollen Rolle eben die „tonne Ronne“. Das Publikum hatte seine Freude daran. Eine zusätzliche Herausforderung für den Schauspieler, vermutete so mancher Besucher. Im Gespräch mit unserer Zeitung relativierte Hammer dies. Nach 40-jähriger Bühnenerfahrung habe er die Rolle von Anfang an mit diesem Sprachfehler einstudiert, sodass sich für das Gründungsmitglied der Hohberger Bühnen keine zusätzlichen Herausforderungen ergaben. „Es hat riesig Spaß gemacht“, so sein persönliches Fazit.
Völlig unerwartete und nicht vorhersehbare Komplikationen ergaben sich um die Rolle von Herbert Kimmig. Mit stark angeschlagener Stimme kämpfte sich der nach Erkrankung nur bedingt genesene Hauptdarsteller am Freitagabend durch die Premierenveranstaltung. Regina Heilig hatte größte Befürchtungen für die weiteren Vorstellungen geäußert, sprach aber nach den weiteren Vorstellungen erleichtert von einer wundersamen Heilung. Dafür hatte Klaus Haaß gesorgt. Haaß überzeugte nicht nur mit einer sehenswerten Bühnenpremiere in der Rolle des Weltenbummlers Bernhardi. Er hatte auch ein Hausrezept parat, das Schauspielerkollege Kimmig die Stimme wiedergab.
In der Handlung selbst wurde das ruhige Leben in der beschaulichen „Pension Schöller“ kräftig aufgemischt, als Investor Lenzmayer darin eine Nervenheilanstalt vermutete. Einzig aus seiner Sicht handelte es sich um bei den Pensionsgästen um Insassen eines Irrenhauses. Eine gewisse Aktualität ergab sich inhaltlich für das Publikum auch über 130 Jahre nach Veröffentlichung des Lustspiels. Schon damals kam es auf die Sicht des Betrachters an. Nicht jeder Exot ist tatsächlich dem Wahnsinn nahe – weder damals noch heute. Wie es sich für ein Lustspiel gehört, wendete sich am Ende des Dreiakters natürlich alles zum Guten. So fanden die Liebespärchen Alfred (Noah Schellin) und Frieda (Emily Baumann) ebenso zusammen wie Berrnhardi (Klaus Haaß) und Paula (Mona Isenmann) und auch der Kaufmann wider Willen, Leo Schöller, entledigte sich nach einem Sturz seines Sprachfehlers.
Zum Gelingen des Lustspiels trugen neben den 19 Bühnenakteuren rund 60 Personen hinter den Kulissen bei. Ein ganzes Jahr leistete das Kulissenbau-Team ganze Arbeit. Neben dem Bau der gesamten Kulisse zeigten sich Helfer auch bei Gestaltung der Halle und des Foyers kreativ und geschickt.
„Ich bin stolz auf unseren kreativen und engagierten Mitwirkenden“, zollte Produktionsleiter Michael Delakowitz allen Beteiligten höchstes Lob, nachdem sich das Publikum mit einem nicht enden wollenden Applaus bedankte.
HINTERGRUND
Die Darsteller
Herbert Kimmig, Aneta Spitzmüller, Mona Isenmann, Sophie Denkler, Anna Zimmermann, Noah Schellin, Steffen Walter, Klaus Haaß, Renate Delakowitz, Alina Isenmann, Ulrike Beck, Emily Baumann, Reimund Hammer, Charly Dworog, Sabine Froehlich, Gaby Pfeil, Elke Pfeffer, Silvio Segarich und Resi Rinderle sowie Andrea Korward (Souffleuse), Regina Heilig (Regie), Maren Delakowitz (Gesang & Choreografie) und Michael Delakowitz (Produktionsleitung).





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